Der wunderschöne Vareler Friedhof an der Oldenburger Straße bietet durch seine kleinteilig vielfältige Gestaltung vielen Tieren einen Lebensraum. Die neu zusammengesetzte NABU-Gruppe Varel engagiert sich vor Ort, um die Aktivitäten der Vorgängergruppe weiterzuführen und auch neue Akzente zu setzen.
In diesem Zusammenhang bot der NABU Varel für den 6. September 2025 eine öffentliche Fledermausführung mit der Diplom-Biologin Meike Schleppegrell aus Oldenburg an. 45 Menschen – Erwachsene und Kinder – kamen zusammen.
Klarer Himmel, Vollmond und das Friedhofsgelände boten die perfekte Kulisse für die Unternehmung in lauwarmer Nacht. Der Beginn um 19.30 Uhr ließ noch genügend Zeit im Hellen, um die Gruppe im Kreis auf der grünen Wiese hinter dem Parkplatz zu versammeln und vorzubereiten.
Meike Schleppegrell erreichte die teilnehmenden Personen und besonders die Kinder durch ihre persönliche Ansprache und ihren motivierenden Zugang. So stellte sie eine Beziehung zwischen den beiden Säugetieren Mensch und Fledermaus in Bezug auf Größe und Körperbau her. In einer Art Phantasiereise konnte die imaginäre Verwandlung eines Kindes in eine Fledermaus mit kleinen Augen, spitzen Zähnen und überdimensional großen Ohren erlebt werden. Am eigenen Körper wurden die Flughäute nachvollziehbar: zwischen den überlangen Fingerknochen bis oberhalb der Füße, zwischen den eher kurzen Beinen und zwischen Schultern und Hals – doppelwandig mit Muskelsträngen, Nervenfasern und Blutgefäßen. Die Orientierung der Tiere durch ausgesendete und zurückgeworfene Ultraschallwellen, die unter Berücksichtigung vieler Faktoren ein sehr genaues 3 D Bild in ihrem Gehirn entstehen lassen, wurde in temporeichen Spielen nachempfunden.
Die Gruppe erfuhr, dass die Insekten fressenden Fledermäuse ihre Beute nicht immer zielgenau im „Vorbeifliegen“ erwischen, sondern mit ihren Flughäuten einfangen und dann im Flug verzehren.
In der Zwischenzeit war die Dämmerung hereingebrochen und erste Fledermäuse wurden gesichtet und mit Hilfe eines elektronischen Fledermausdetektors bestimmt. Das Gerät „übersetzt“ die Laute der Fledermaus in Frequenzen, die für das menschliche Ohr hörbar sind. So konnten eindeutig Zwergfledermäuse identifiziert werden. Die Art wird nur ca. 5 cm groß und wiegt etwa 5 Gramm. Damit gehört sie zu den kleinsten Fledermäusen, die in der Zeit der Abend- und Morgendämmerung ihren Lebensraum im Siedlungsbereich der Menschen im Zickzackflug durchquert, und schätzungsweise 500 Insekten pro Stunde erbeutet. Der erhoffte Große Abendsegler konnte nicht geortet werden, aber weitere Zwergfledermäuse wurden auf dem stimmungsvollen Gang über den Friedhof gesehen und gehört.
Nachdem ein hungriger Waldohreulennestling anhaltende Klagelaute ausstieß und ein Elterntier mit Futter gesichtet wurde, zog sich die Gruppe zurück, um die Tiere nicht weiter zu stören. Am Friedhofseingang richtete sich die Aufmerksamkeit noch einmal auf einen großen Hornissenbau in und um einen Vogelnistkasten. Im Schein von Taschenlampen konnten sich alle davon überzeugen, dass Hornissen auch nachtaktiv sind.
Die Veranstaltung endete nach gut zwei Stunden. Das Bild mit den Grablichtern, schemenhaften Bäumen, Büschen und Grabsteinen unter dem leuchtenden Vollmond bleibt unvergessen und das Interesse an den kleinen, schnell am Himmel flitzenden Verwandten ist geweckt.
Hinweise:
Im Herbst sollen die Fledermäuse auf dem Friedhof mit Nisthilfen unterstützt werden, die eine Technikgruppe der Arngaster Oberschule anfertigt. Der Appell an alle ist, die Insektenpopulation durch geeignete Lebensräume und Verzicht auf Pestizide zu fördern, um so das Nahrungsangebot für Fledermäuse zu verbessern.
Die NABU-Gruppe schätzt die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche Varel sehr. Sie trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 18.00 Uhr in der Börse der Ideen, Drostenstraße. Da sie in dieser Zusammensetzung erst seit Anfang dieses Jahres besteht, würde sie sich sehr über Menschen freuen, die Lust haben mitzumachen.
Erika Wagner für den NABU Varel