Einen spannenden Einblick in das Werk des Bildhauers und Schnitzers Ludwig Münstermann erhielt eine Vareler Gemeindegruppe am 29. Oktober 2025 während einer Führung im Augusteum. Andrea Kühn führte durch die Ausstellung und verstand es, die Blicke auf die typischen Gestaltungsmotive des Künstlers zu richten. Münstermanns Figuren entsprechen nicht dem klassischen Ideal, sondern zeichnen sich durch übertriebene Körperformen, überlängte Gliedmaßen und übertriebene Posen aus. Beeindruckend ist die faszinierende Ausdruckskraft der einzelnen Skulpturen, z.B. der Teufel mit zahnlosem Mund, hängenden weiblichen Brüsten und Eselsohren. Kunstwissenschaftler ordnen seine Werke dem protestantischen Manierismus zu. Interessant zu erfahren, dass die Bemalungen der Skulpturen aus Lindenholz und Eichenholz nicht durch die Münstermannsche Werkstatt selbst, sondern von dafür zuständigen Fassmalern durchgeführt wurden. Besondere Beachtung fand die knapp ein Meter hohe Eichenholzskulptur des Apolls (s. Foto), die vor vierhundert Jahren von Münstermann für die Schlosskirche St. Petri in Varel angefertigt, jedoch im Zuge eines Orgelneubaus entfernt und von einem Privatsammler gekauft wurde und schließlich auf Umwegen im Bode-Museum in Berlin landete. Die Ausstellung macht Lust, Münstermanns weitere kirchliche Kunstwerke an ihren Originalschauplätzen im Oldenburger Land zu besuchen.
Brigitte Lutz-Willrodt
