Grabstein 11

Grabstein 11 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift - Vorderseite

ANNO 1658 DEN 4 FEBRUARI
AUE DEN NACHMITTAG ZWI
SCHEN 3 UNDT 4 UHREN IST DIE
EHRBARE GESELLE IOHAN RALLE
IN OLDENBURG SEHLIG ENTSCH
LAFFEN SEINES ALTERS IM 26
IAHR GOTT BEREITE SEINE
SEHLE ZUEM EWIGEN LEBEN

SIRACH AM 51 CAP
ICH WAR UMBRINGET UNDT
NIEMANT HALF MIR ICH SUCH
TE HUELFFE BEI DEN MENSCHEN
UND FAEND KEINE DA GEDACHT
ICH HERR AN DEINE BARMHERTZIG
KEIT U…… WIE DU MIR ALZEIT

Grabsteininschrift Rückseite

ANNO 16 □□ DEN □□□□ IST
DER EHRBAR UNDT UOER
NEHME TEILE RALLE IN GOTT
DEN HERREN SEHLIG ENTSCHLAF
FEN DER SEHLEN GOTT GNEDIG SI

ANNO 16□□ DEN □□□□ IST
DIE EHR UNDT TUGENTSAME
ANNA LAMBREN TEILE RALLEN
EHELICHE HAUSFRAUW IN GOTT
DEN HERREN SELIG ENTSCHLAF
FEN UNDT LIGET NEBENST DIE
……………………………….


Ein spezieller Leichtext auf dem Grabstein 11

Statt eines Bibel- oder Psalmverweises finden wir auf diesem Stein einen Text aus dem Sirachbuch. Das Buch ist nach seinem Autor, Jesus Sirach bzw. Ben Sira, benannt, der um 190/180 v. Chr. in Jerusalem die hebräische Urfassung niederschrieb. Das Sirachbuch gehört zu den so genannten Spätschriften des Alten Testaments. (Entnommen aus Wikipedia)

Das Sirachbuch gehört zur Gattung der Apokryphen, also antiken Schriften, die von biblischen Themen, Ereignissen oder Personen handeln, aber nicht in die Bibel aufgenommen wurden. (Wikipedia/Wiktionary)

Orthographische Besonderheiten des Steins Nr. 11

Die Steinmetze nutzten das Platzangebot des Steins häufig vollständig aus. Dadurch entstanden ab und zu unorthodoxe Schreibweisen, was die Worttrennung angeht, wie hier z. B. ENTSCH - LAFFEN. Auf der nächsten Zeile wurde einfach weitergeschrieben, was das Entziffern manchmal schwierig macht.

Auch Schreibweisen von Wörtern wie Hausfrau, Seele, selig oder Gott, waren bis in das 19. Jahrhundert uneinheitlich. Dies lässt sich am Beispiel ‚Hausfrau‘ gut verdeutlichen: HAUSFRAUW, -FROUW, -FRAUWE; alles das lässt sich finden. „Hier fällt auf, dass HAUS – nach unserem heutigen Verständnis – richtig geschrieben ist, FRAU dagegen die verschiedensten Schreibweisen aufweist.“ 1)

Auch finden wir unterschiedliche Schreibweisen von Seele und selig auf diesem Stein. In früheren Jahrhunderten wurde dieser Wortstamm mit dem Buchstaben ‚h‘ geschrieben. So finden wir auf diesem Stein die Schreibweisen SEHLIG und SEHLE. Verwunderlich ist dann aber die Tatsache, dass wir auch einmal die moderne Schreibweise SELIG vorfinden.

Quellenangaben:

1) Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 16

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