Grabstein 14

Grabstein 14 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift - Vorderseite

ANNO 1626 DEN 8 FEBRUARI
IST DER EHRNACHTBAR UNDT UOR
NEHMER DIRCK BUTEN DER PORTEN
GEBOHREN UND ANO 1679 DEN 2
OCTOBER ABENS UMB 6 UHR DURCH EI
NEN SANFTEN UND SEELIGEN TODT UON
DIESE WELT GESCHEIDEN SEINES AL=
TERS 53 IAHR 33 WOCHEN DER SELE
GOTT GENEDICH SEI UND ER WAR=
TET DIE FRÖLICHE AUFERSTE=
HUNG AM IUNGSTEN TAHGE

ANNO 1628 DEN HL OSTERTAG IST DIE
EHR UNDT TUGENTSAME ANNE GAR:
GRELS DES EHRNACHTBAREN DIRCH BUTEN
DER PORTEN EHLICHE HAUSFRAUW GE:
BOHREN UND ANNO 16□□ DEN □□□□
SEHLICH IN GOTT DEM HERREN ENT
SCHLAFFEN IHRES ALTERS □□ IAHR GOTT
IHNEN EINE FRÖHLICHE AUFFER
STEHUNGE UERLEIHED

Grabsteininschrift - Rückseite

DES MANS LEICHTEXT AUS DER EPISTEL
PAULI AN DIE RÖMER AM 8 CAPITTEL IN DER 15. V
DEN ICH HALTE ES DAFÜR DAS DIESER
ZEIT LEIDEN DER HERRLICHKEIT; NICHT
WERDT SEY DIEMAN UNS SOL OFFEN
BAHRET WERDEN

DER FRAUWEN LEICHTEXT AUS DER
EPISTEL PAULÜ AN DIE PHILIPPER AM
1.CAPITTEL AUS DEN 21 UND 24 UERS
DEN CHRISTUS IST MEIN LEBEN
UND STERBEN IST MEIN GEWIN
ICH HABE LUST ABZUSCHEIDEN
UND BEY CHRISTU ZU
SEIN

AUS DEM 73. PLALM VERS 25,26
HERR WENN ICH NUR DICH HABE SO FRAGE
ICH NICHTS NACH HIMMEL UND ERDEN WEN
MIR GLEICH LEIB UND SEELE UERSMACH
TET SO BIS TU DOCH GOTT ALLEZEIT
MEINES HERZEN TROST UND MEIN THEIL


Orthographische Besonderheiten des Grabsteins Nr. 14

Besonders ins Auge fällt bei diesem Stein, dass grundsätzlich ein U für ein V gesetzt wurde. Wir lesen hier z. B.: UORNEHMER statt VORNEHMER, UERS statt VERS, UERSMACHTET statt VERSMACHTET. In jenen Tagen war aber auch umgekehrtes, also V für U, anzutreffen. In alten Inschriften, auf oder unter Abbildungen, an Monumenten, Säulen oder dergl. finden sich für uns moderne Menschen häufiger solcherlei Stolpersteine. 1)

Die Steinmetze nutzten das Platzangebot des Steins häufig vollständig aus. Dadurch entstanden ab und zu unorthodoxe Schreibweisen, was die Worttrennung angeht, wie hier z. B. UERSMACH – TET. Auf der nächsten Zeile wurde einfach weitergeschrieben, was das Entziffern manchmal schwierig macht.

Ein Novum auf diesem Grabstein ist, dass an einigen Stellen ein Trennungszeichen (=) verwendet wurde, was zu jener Zeit nicht üblich war. Auch Schreibweisen von Wörtern wie Hausfrau, Seele, selig oder Gott, waren bis in das 19. Jahrhundert uneinheitlich. Dies lässt sich am Beispiel ‚Hausfrau‘ gut verdeutlichen: HAUSFRAUW, -FROUW, -FRAUWE; alles das lässt sich finden. „Hier fällt auf, dass HAUS – nach unserem heutigen Verständnis – richtig geschrieben ist, FRAU dagegen die verschiedensten Schreibweisen aufweist.“ 1)

Quellenangabe:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 163

Auch finden wir unterschiedliche Schreibweisen von Seele und selig auf diesem Stein. In früheren Jahrhunderten wurde dieser Wortstamm mit dem Buchstaben ‚h‘ geschrieben. So finden hier die Schreibweisen SEHLIG und SEHLE. 1)

Ein weiteres Beispiel ist die Formulierung ‘Bist Du‘, was in unserem Text zu ‚BIS TU‘ wird. Andere vorfindbare Schreibweisen sind z. B.: BYSTU oder BEIS TU. 2)

Die Verwendung der Paulusbriefe als Leich(en)text und ihre falsche Zitierung

Als Paulusbriefe, paulinische Briefe oder Corpus Paulinum bezeichnet man insgesamt 13 Episteln des Neuen Testaments, die Paulus von Tarsus als Verfasser nennen, zu diesen gehört auch der Römerbrief und der Philipperbrief. Sie entstanden zwischen 48 und 61 n. Chr. und sind damit die ältesten erhaltenen Schriften des Urchristentums. (Entnommen aus Wikipedia)

Bei dem hier zitierten Abschnitt des 8. Kapitels des Römerbriefs handelt es sich nicht um den 15., sondern um den 18. Vers. Darüber hinaus kommen diese Zeilen für uns moderne Menschen sehr kryptisch daher. In der Fassung der Lutherbibel von 2017 liest sich das viel eingängiger als auf dem Grabstein: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“

Quellenangaben:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 163
  2. Vareler Heimathefte, ebenda, Seite 163

Dies ist eine OpenStreetMap Karte. Wenn Sie auf diese Karte klicken, stimmen Sie der Datenschutzerklärung der OpenStreetMap Foundation (OSMF) zu. Außerdem stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie zu.