Grabstein 16

Grabstein 16 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift - Vorderseite

ANNO 1643 DEN 27
FEBRUARI IST IN CHRIS
TO SELIG ENTSCHLAFEN
DER EHRNACHTBAR UND
VORNEHMER DIETERICH
HAIEN TEICHGESCHWORN
SEINES ALTERS 85 JAHR

ANNO 1639 DEN 25
SEPTEMBRIS IST IM HERN
SELICH ENTSCHLAFFEN
DIE EHR UND TUGENDSAME
FRAUW GESCHE HAIEN
IHRES ALTERS 89 JAHR
DEREN SEELEN GOTT
GENEDICH IST

Grabsteininschrift - Rückseite

IOH 11 (V. 25, Anm. d. Verf.)
ICH BIN DIE AUFERSTEH
UNG VND DAS LEBEN
WER AN MICH GLAUBET
DER WIRD LEBEN OB ER
GLEICH STIRBET VND
WER DA LEBET VND GLEU
BET AN MICH DER WIRD
NIMMERMER STERBEN


Äußere Form des Grabsteins Nr. 16

Die Tatsache, dass es sich hierbei um eine steinerne Grabstele handelt, spricht für eine gewisse Wohlhabenheit der Verstorbenen. Wenn auch der Stein im Verhältnis zu vielen anderen historischen Grabmalen auf unserem Friedhof eher bescheiden daher kommt. Ist es doch so, dass die einfache Bevölkerung mit einem schlichten Holzkreuz zufrieden sein musste.

Der Giebelbereich des Steins weicht ebenfalls von der gängigen Gestaltungspraxis ab, da er nur zwei und nicht die üblichen drei Bögen aufweist. Der Bezug zur Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und heiliger Geist) fehlt also.

Die beiden kleinen Absätze links und rechts könnten dafür sprechen, dass einstmals zwei Lebenskugeln die oberen Eckpunkte zierten.

Der obere zentrale Blickfang wird von einem Engelskopf eingenommen. Der Engelskopf wurde eigentlich normalerweise auf der Rückseite eines Grabsteins abgebildet. Vielleicht besaßen die Haiens kein Familienwappen und man griff zu dieser Alternative.

Weitere, gern verwendete Symbole waren z. B. der Schmetterling, wie wir ihn auf unserem Friedhof am Grabmal der Familie Meyer (Grabstein Nr. 2) entdecken können. Die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling fand ihre Analogie in der christlichen Vorstellung der Wiederauferstehung.1) 

Schmetterling.

Quellenangabe:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 159


„Weiter kam die Schlange vor, die sich in den eigenen Schwanz beißt, damit eine Kreisform bildet als Zeichen für die Ewigkeit. Selten kann man den Hut sehen, der nicht in der Hand gehalten wird; er liegt auf dem Boden, um die Hände frei zum Gebet oder zur Demutshaltung zu haben, wenn man vor Gott tritt. Häufig findet man auch die Abbildung eines Segelschiffes; nicht immer wies das auf einen Kapitän hin, auch Kaufleute benutzten das Symbol zum Zeichen ihrer weltweiten geschäftlichen Verbindungen.“ 1)

Orthographische Besonderheiten des Grabsteins Nr. 16

Der Austausch von ‚D‘ durch ‚T‘, wie z. B. bei DIETERICH, ist ein typisches orthographisches Merkmal früherer Tage. So wird aus dem erstmal unverständlichen TEICHGESCHWORN ein DEICHGESCHWORENER, also ein Deichgraf; ein Begriff, der für uns moderne Menschen ohne weiteres einzuordnen ist.

Der Austausch von ‚V‘ durch ‚U‘ ist ebenfalls ein gängiges Phänomen, hier ist es allerdings umgekehrt; aus ‚U‘ wird ‚V‘, wie z. B. bei VND.

Quellenangaben:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 159

Dies ist eine OpenStreetMap Karte. Wenn Sie auf diese Karte klicken, stimmen Sie der Datenschutzerklärung der OpenStreetMap Foundation (OSMF) zu. Außerdem stimmen Sie unserer Datenschutzrichtlinie zu.