Grabstein 20

Grabstein 20 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift - Vorderseite

ANNO 1679 D. 1. JANUARY IST DER
EHRENACHTBARE IOHAN PRASZER
ZU IRGENHOFE AUF DIESE WELDT
GEBOHREN, UND Aõ 1701 D. 10. Februar
MIT DIE WEYL EHR UND TUGEND
SAHME ANNE SUHREN IM EHESTAND
GETRETEN, DARIN GELEBET 4 Jahr
2 MONATH WENIGER 4 TAGE DAMIT
GEZEÜGET 1 SOHN, UND VONDIESER
WELDT VERSCHIEDEN Aõ 17□□□
D. □□□□ SEINES ALTERS
□□□□□□

ANNO 1680 DEN 22 MART IST OB
BEMELDTE ANNE PRASSERS GE
BOHRENE SUHREN, IOHAN PRASSER
GEWESENE EHELICHE HAUSFRAUWE
GEBOHREN, UND Aõ 1705.D.6.APRIL
IMHERRN ENTSCHLAFFEN, IHRES
ALTERS 25.IAHR 15 TAGE

Grabsteininschrift - Rückseite

IHR LEICHTEXT:EZECH:24.V.16,17,18
DU MENSCHENKIND, SIEHE,ICH WILL
DIR DEINER AUGEN LUST NEHMEN DURCH
EINE PLAGE.ABER DU SOLT NICHT KLA
GEN.NOCH WEINEN,NOCH EINE TRÄN
LASSEN,HEIMLICH MAGST DU SEÜFZEN
ABER KEINE TOTENKLAGE FÜHREN.
SONDERN DU SOLT DEINEN SCHMUCK AN-
LEGEN,UND DEINE SCHUH ANZIEHEN.
DU SOLT DEINEN MUND NICHT VERHUL
LEN,UND NICHT DAS TRAURBROD ESSEN
UND DA ICH DES MORGENS FRÜE ZUM
VOLCK REDET,STARB MIR ZU ABEND
MEIN WEIB UND ICH THÄT DES ANDERN
MORGENS, WIE MIR BEFOHLEN WAR


Äußere Gestaltung des Grabsteins Nr. 20

Wir haben es hier mit der klassischen Gestaltung eines Grabsteins aus der damaligen Epoche zu tun. Der Stein teilt sich auf in einen Giebel- und einen unteren Textbereich.

Typisch ist auch der obere Abschluss als dreifacher Bogen, wobei der mittlere breiter und auch überhöht ist. Die Bögen sollten die Dreifaltigkeit Vater, Sohn und heiliger Geist symbolisieren. 1) Diese Bögen werden häufig von so genannten Lebenskugeln gekrönt. Dies ist bei Grabstein 20 nicht der Fall. Entweder waren diese Lebenskugeln von vornherein nicht vorgesehen oder sie sind im Verlauf der Jahrhunderte abhanden gekommen. Unter dem Hauptbogen befinden sich die Monogramme der Eheleute: IP für IOHAN PRASZER und AS für ANNE SUHREN. Die Bögen sind mit einer sehr schönen Ohrmuschelornamentik eingefasst.

Besonderer Leichtext auf der Rückseite des Steins Nr. 20

Bei Ezech handelt es sich um den Schriftpropheten Ezechiel bzw. Hesekiel. Er wirkte im 6. Jahrhundert vor Christus und trug mit seinen Schriften zum Alten Testament bei. Er war ein Vertreter des Monotheismus und gilt als Vater der priesterlichen Theologie. (Entnommen aus Wikipedia)

Quellenangabe:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 159

Orthographische Besonderheiten des Grabsteins Nr. 20

An einigen Beispielen auf diesem Grabstein erkennen wir, dass es im 17. Jahrhundert noch keine verbindliche Schreibschrift gab. Dies änderte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts, als 1880 mit K. Dudens ‚Orthographischem Wörterbuch der deutschen Sprache‘ eine Regulierung der Schreibweise eintrat. Aber bis zu diesem Zeitpunkt schrieb man mehr oder weniger nach Gutdünken.

Die typische Schreibweise von ENTSCHLAFEN war z. B. die Schreibweise mit Doppel-F. Eventuell, weil der Körper im Tode erschlafft ist (so die Vorsstellung des Autors dieser Zeilen).

Eine immer wieder variierende Schreibung finden wir bei dem Wort HAUSFRAU. Gängige Formen sind „HAUSFRAUW, -FROUW, -FRAUWE; „hier fällt auf, dass HAUS – nach unserem heutigen Verständnis – richtig geschrieben ist, FRAU dagegen die verschiedensten Schreibweisen aufweist.“ 1)

Quellenangaben:

  1. Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 163

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