Grabstein 7

Grabstein 7 - Grabsteininschriften

Grabsteininschrift Vorderseite

ANNO 1648 DEN 30 FEBERWARY IST DER WEILAND EHR UND ACHT BAHRE UND WOHLVORNEHME GERDT ONCKEN GEWEHSENER KAUFF UND HANDELSMAN ALHIE IN VARELL GEBOHREN IST ANNO 1692 DEN 27 JANUARI SEELIG IN GOTT DEM HERREN ENTSCHLAFFEN SEINES ALTERS 43 JAHR 11 MONAT

ANNO 1640 DEN 22 AUGUSTY IST DIE VIEHL EHR UND TUGENT SAHME FRAUE HEMPE SIEVEKEN GEBOHREN, IST ANNO 1691 DEN 4 DECEMBER SEELIG IN GOTT DEN HERREN ENTSCHLAFFEN IHRES ALTERS 51 JAHR 3½ MONAT

Grabsteininschrift Rückseite

PSALM 12 VERS 13 DER GERECHTE WIRD GRÜHNEN WIE EIN PALMBAUM ER WIRD
WACHSEN WIE EIN CEDERN AUF LIBANON DIE GEPFLANZET SINT IN HAUSE DES HERREN WERDEN IN DEN VORHÖFEN UNSERS GOTTES GRÜNEN

JOHAN 14 VERS 5 SEELIG SINT DIE TOTEN DIE IN DEN HERREN STERBEN VON
NUN AN JA DER GEIST SPRICHT DAS SIE RUHEN VON IHRER ARBEIT DEN IHRE WERCKE FOLGEN IHN NACH 1)


Besondere Datumsschreibung

Offensichtlich stimmt bei diesem Grabstein die Datumsschreibung nicht. Es wurde in der
Vergangenheit viel spekuliert, was es mit dem 30. Februar auf sich hat. Mittlerweile hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass es sich lediglich um einen Schreibfehler des Steinmetzes handelt. „… bei genauer Betrachtung finden sich auch auf anderen Steinen auf dem Vareler Friedhof Schreiboder orthographische Fehler,… Einen solchen Stein nannten die Steinmetze einen `Bernhard´. Wurde ein Fehler entdeckt -….- mußte der `Verfasser´ für die Belegschaft der Steinmetzen eine Runde Schnaps spendieren, der Stein wurde vergraben,…“ 2)

Auch bei den Leichtexten fallen Fehler und Ungenauigkeiten auf. Beim Leichtext für Gerdt Oncken handelt es sich nicht um Psalm 12, sondern um Psalm 92 und bei dem Leichtext für Hempe Sieveken nicht um Johan (Johannes) 14 Vers 5, sondern um die Offenbarung des Johannes Vers 14,13. Es wäre vielleicht etwas ungerecht, unserem Steinmetzen auch diese Fehler pauschal anzukreiden. Es kann sich hier auch um ungenaue Vorgaben seitens der Geistlichkeit handeln.

Orthographische Fehler

Wie man bei diesem Grabstein sieht, ist das Wort `grünen´ einmal mit `h´ und einmal ohne `h´geschrieben. Es wurde also relativ frei mit der deutschen Sprache umgegangen. Grundsätzlich gilt:
„Im 17. Jahrhundert war die Beherrschung der Schrift wohl nur einigen wenigen Personen
vorbehalten. Erste Impulse für eine geregelte Schreibweise können auf etwa 1660 datiert werden; bis dahin hatte man die Rechtschreibung eher nach der Aussprache geregelt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit der Reichsgründung 1871, machte man sich auch Gedanken über eine einheitliche Rechtschreibung, bis K. Duden 1880 mit einem `orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache´ eine Grundlage für Regulierungspläne erreichte“ 3)

Die äußere Form des Grabsteins 7

„Typisch (für unseren Grabstein ist etwa) der obere Abschluss als dreifacher Bogen, wobei der mittlere breiter und auch überhöht (ist). Die Bögen sollten die Dreifaltigkeit Vater, Sohn und heiliger Geist symbolisieren. Den Abschluss der niederen Bögen bildeten 2 Kugeln als Lebenskugeln, in der Mitte sah man vielfach… das Familienwappen.“ 4)

Eine weitere Besonderheit stellt im Wappenbereich die Darstellung der Justitia dar, zu erkennen an der weiblichen Gestalt und dem erhobenen Schwert, der Waage und den verbundenen Augen. Hier soll das Weltengericht am jüngsten Tag symbolisiert werden, an dem, nach christlicher Lehre, jedem Recht widerfahren wird (Symbol der Waage) und vor dem jeder gleich ist (Symbol der verbundenen Augen).

Quellenangaben:

1) Vareler Heimathefte, Heft 15, Klaus Taddey, ISBN 3-9807784-2-8, Seite 182
2) Vareler Heimathefte, ebenda, Seite 164
3) Vareler Heimathefte, ebenda, Seiten 160/161
4) Vareler Heimathefte, ebenda, Seite 159

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